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Allgemeines - Schärfentiefe

Das Ziel eines jeden 35mm-Adapters ist das Spiel mit der Schärfentiefe. Oder, um genauer zu sein: ... mit einer geringen Schärfentiefe! Andere Ziele können kaum verfolgt werden. Wenn man bedenkt, daß fast jeder 35mm-Adapter Licht und Bildqualität kostet, dann muss es schon gute Gründe für diese Schärfentiefe geben.

Begriff
Vor der Erklärung ein kurzes Wort zum Streit über die Begrifflichkeit. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert findet neben dem Wort 'Schärfentiefe' auch oft die Wörter 'Tiefenschärfe' und 'Tiefenunschärfe' (niemals aber den Begriff 'Schärfenuntiefe') :-).
Welcher Begriff ist nun der richtige? Darauf kann ich, wie sogar die meisten Kenner der Materie, keine verbindliche Antwort geben. In der Tat gibt es sogar vielerorts Streit über die Begrifflichkeit.

Historisch scheint es mir, als wäre Schärfentiefe der ältere Begriff. Dieser wurde vor allem in der Optik- und Fotografenausbildung an den Berufs- und Hochschulen gelehrt.
Mir persönlich scheint der Begriff  'Tiefenschärfe' eher umgangssprachlich eingebracht worden zu sein. Er wird heutzutage allerdings von so vielen Menschen verwendet, daß er auch im Duden zu finden ist. In der Zeitschrift Kameramann äußert sich selbst der mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnete Kameramann Hagen Bogdanski in einer Anzeige (Ausgabe 9/06, Seite 6) zur 'Tiefenschärfe'.
Das ist aber nur mein Eindruck, und die Verwendung des Begriffs 'Tiefenschärfe' in Bedienungsanleitungen zu Foto-Objektiven sollte mich hier auch Lügen strafen!

Der einzige, inzwischen auch gängige Begriff, der völlig unmöglich ist, ist die 'Tiefenunschärfe'. Diese gibt es schlichtweg nicht. Man hat entweder eine hohe oder geringe Schärfentiefe, oder eben auch eine hohe oder geringe Tiefenschärfe. Wie ich oben schon erwähnt habe, existiert auch der Begriff der Schärfenuntiefe nicht. Das spricht eigentlich eher wieder für den Begriff der Schärfentiefe, da das ganz falsche Wort dem vermeintlich falschen entlehnt wurde :-)
Da Grundwort (Tiefe) und Bestimmungswort (Schärfe) aus meiner Sicht recht eindeutig sind, kann Tiefenschärfe eigentlich nicht stimmen. Aus diesen Gründen werde ich auf diesen Seiten auch immer den Begriff der Schärfentiefe verwenden (auch wenn sich über das Grundwort ebenfalls immer wieder gestritten wird).

Im übrigen habe ich allerdings ergänzend dazu auch von einem Ost- Westproblem gehört. Danach ist offenbar in der ehemaligen DDR eher der Begriff der Tiefenschärfe auch im professionellen bzw. Ausbildungsbereich verwendet worden. Wenn ich also weiter die Schärfentiefe verwende, soll das keineswegs diskrimierend sein.

Für englische Artikel, die ab und an ja auch gelesen werden ist das ganze einfacher, weil es da einfach nur 'Depth of Field' (früher auch 'Depth of Focus'), oder kurz 'DoF' heisst.
Aber wie äußerte sich auch Gero C. Sifferath in einem Internetforum? Zitat: "Der Unterschied zwischen Tiefenschärfe und Schärfentiefe ist der gleiche wie zwischen Schraubenzieher und Schraubendreher - nämlich nur einer für Sprach-Theoretiker (um nicht zu sagen Theorie-Sprachler) ;-)".

Wie sieht Schärfentiefe aus?
Kommen wir jetzt zum eigentlichen Thema. Tatsächlich gibt gibt es in einem Bild verschiedene Darstellungen von Bildschärfe. Und da in der Regel ein dreidimensionaler Raum abgebildet wird, und eine Kamera eigentlich nur auf eine bestimmte Ebene scharf abbilden kann, gibt es hier in optischen Systemen die Möglichkeit ein Bild mit hoher oder geringer Schärfentiefe aufzunehmen. Und natürlich in allen Positionen dazwischen. Anhand der Darstellung beider Extreme wird dies klarer.



Hohe Schärfentiefe
Geringe Schärfentiefe

Bei hoher Schärfentiefe bedeutet dies theoretisch, daß der gesamte Bildinhalt relativ scharf wiedergegeben wird. In einem Film würde das z.B. heissen, dass das Hauptobjekt im Bild ganz scharf wäre, aber Objekte, die im Vorder- oder Hintergrund zu sehen sind, auch noch möglichst scharf dargestellt werden.
Bei geringer Schärfentiefe würde vor allem das Hauptobjekt scharf dargestellt werden, aber Objekte im Vorder- oder Hintergrund wären ziemlich unscharf dargestellt.

Gerade dieser Bildeindruck der geringen Schärfentiefe ist oftmals für Fotografen oder Kameramänner (natürlich auch -frauen) sehr interessant, da er es erlaubt mit optischen Werkzeugen, das Hauptobjekt vom Hintergrund zu separieren, und damit den Blick des Betrachters zusätzlich auf das Hauptobjekt zu lenken. Der absichtliche Einsatz geringer Schärfentiefe  hilft also dem Kameramann den Zuschauer zu manipulieren. Zumindest in den Einstellungen in denen es angebracht oder gewollt ist.
Bei Fotografen wird das in der Regel bei der Portraitfotografie verwendet, aber auch oft bei Tier-, Pflanzen- oder Produktaufnahmen. Bei Kameramännern wird geringe Schärfentiefe oft auch zwangsläufig verwandt, umso mehr sich die Einstellung der Nahen oder dem Close-Up nähert (Eigenschaft des optischen Systems).
Dieses Lenken der Aufmerksamkeit des Zuschauers, aber auch der damit einhergehende 'Filmlook' ist einer der Hauptgründe dafür, warum einige Videofilmer gerne 35mm-Adapter verwenden, anstatt ausschließlich die normalen Video-Optiken.

Filmlook
Bezüglich des 'Filmlooks' gibt es auch einen ausufernden Streit, da Filmer mit den entsprechenden Mitteln oft sagen 'Nimm doch Film statt Video, wenn du den 'Filmlook' möchtest'. Mit 35mm-Film ist es sehr schwer und technisch aufwändig, eine hohe Schärfentiefe zu erzielen, so daß man es von Kinofilmen her gewohnt ist, Bilder mit niedriger Schärfentiefe im Bereich der Nahaufnahmen zu sehen. Insofern stimmt diese Aussage schon. Zumindest für viele Amateuerfilmer ist es nachher aber eine Frage des Budgets, ob man auf Film- oder Videokameras setzt. Gewinnt bei dieser Frage die Videokamera wegen der geringen Bandkosten im Vergleich zum teuren Filmaterial, so stellt sich für den einen oder anderen nachher wieder die Frage nach einem 35mm-Adapter. Auf Streit sollten sich beide Seiten da gar nicht einlassen. Das muß wirklich jeder selbst wissen.

Ein 35mm-Adapter für Videokameras macht natürlich auch nicht automatisch einen Filmlook. Was er aber schafft, ist die Herstellung einer Distanz zum typischen Videolook. Damit gedrehte Filme sehen zumeist nicht mehr sehr videotypisch aus. Daher sollten Verfechter des Filmlooks, der mit Videokameras erzielt werden soll, auch immer daran denken, daß ein 35mm-Adapter nur eine kleine Komponente ist, die evtl. dabei helfen kann, sich mit Videokameras, dem Eindruck eines 35mm-Films zu nähern. Wer da optisch noch weitergehen will, der muß sich ganz ausführlich vor allem mit den Fragen zur Farbkorrektur und zur Beeinflussung der Framerate beschäftigen.

Entstehung der Schärfentiefe
Bevor ich auf Details zur praktischen Schärfentiefe eingehe, will ich noch einmal kurz erläutern, wie es überhaupt zu dieser Schärfentiefe kommt.
In der Praxis ist es so, daß ein bestimmtes Linsensystem nur genau eine Schärfeebene auf einem Film abbilden kann. Nur Objekte, die sich auf dieser scharfgestellten Ebene befinden werden wirklich scharf abgebildet. Das ist eine Ebene, die sich in der Entfernung zur Kamera befindet, auf die scharfgestellt wurde.

Was ist nun mit Objekten, die sich kurz vor oder hinter der Schärfeebene befinden? Die werden nach den Gesetzen der Optik unscharf dargestellt. Dabei projezieren sie anstatt eines scharfen Bildpunktes einen Zerstreungskreis auf die Filmebene. Und die Größe dieses Kreises ist von der Entfernung des Objektes zur Schärfeebene abhängig. Umso größer die Entfernung, umso größer ist dieser Zerstreungskreis. Und wenn er anfängt, sich mit den Zerstreuungskreisen benachbarter Bildpunkte zu überlagern, dann sorgt er für Unschärfe im Bild. Das ist also das wesentliche der Schärfentiefe. Abhängig von der Entfernung zum Objekt, fallen die Zerstreungskreise unterschiedlich groß aus, und umso mehr sie sich überlagern oder umso größer er (der Zerstreuungskreis) ist, umso unschärfer wird das Bild.


Abbildungen von Objektpunkten und Zerstreuungskreisen

Unser menschliches Auge ist da einigermaßen tolerant bzw. die verwendeten Optiken sind es auch. Das führt dazu, daß wir nicht nur Punkte aus der Schärfeebene als scharf wahrnehmen, sondern aus einem bestimmten Bereich um diese Schärfeebene herum. Also Objekte, die vor uns liegen aber nah an der Schärfebene dran sind werden von uns auch noch als scharf wahrgenommen, und ebenso Objekte, die die nah hinter der Schärfebene liegen. Diese optische Toleranz des Auges wird dann in der Optik als Schärfebereich bezeichnet, der sich vor und hinter der Schärfeebene befindet.
Früher gab es eine Faustregel, nach der in diesem Schärfebereich etwa 1/3 vor dem Objekt, und 2/3 hinter dem Objekt zum Schärfebereich gehören können. Inzwischen ist dies aber rechnerisch widerlegt, und es ist abhängig von verschiedenen Faktoren, welcher Bereich noch zum Schärfebereich gehört. Für den Kameramann sollte hier die Sichtkontrolle genügen. Oder ein Blick in die technische Spezifikation des Objektivs.

Warum einen Adapter für Videokameras?
Jetzt kommen wir in den optischen Bereich der Schärfentiefe. Diese Seite hier konzentriert sich ja auf Adapter für Videokameras, damit diese in der Lage sind, eine niedrige Schärfentiefe zu erzielen. Warum ist das mit Videokameras nicht auch schon ohne Adapter zu erreichen?
Eine Antwort lautet, daß dieses Ziel tatsächlich auch ohne Adapter erreicht werden kann. Dies stellt aber besondere Anforderungen an die Situation, die selten gegeben sind, und wird daher ganz unten noch einmal konkret behandelt.

Oben wurde ja bereits erwähnt, daß Filmkameras für 35mm-Film in der Regel eine niedrige Schärfentiefe produzieren (genaugenommen bei Verwendung von Objektiven mit höheren Brennweiten). Und daher können wir diese Filmkameras jetzt einmal direkt als Vergleich zu den Videokameras heranziehen.
Insgesamt gibt es praktisch drei Parameter, die die Schärfentiefe beeinflussen. Das sind

- die Brennweite,
- die Blende
- und schließlich das sogenannte Aufnahmeformat (der Abbildungsmasstab)

Brennweiten und Blenden haben gängige Videokameras auch, aber beim Aufnahmeformat unterscheiden sich Film und Video in der Regel ganz wesentlich. Und dieser Unterschied sorgt dafür, daß Video in der Regel eher eine hohe Schärfentiefe aufweist, und Film dafür eine niedrige. Denn die Fläche auf der ein Film aufgenommen wird ist viel größer (35mm Film) als ein CCD oder CMOS einer Videokamera.
Also sorgt ein größeres Aufnahmeformat für niedrige Schärfentiefe, stellt also Objekte im Hintergrund unschärfer dar, als ein kleines Aufnahmeformat. Dazu muß man sich einmal die unterschiedlichen Aufnahmeformate von Video und Film einfach vergegenwärtigen, um diesen Unterschied einmal wahrzunehmen, und als optischen Faktor zu akzeptieren.
Das Aufnahmeformat ist genau genommen die Fläche, auf der ein Film in einer Kamera aufgenommen wird. Bei einer Filmkamera ist dies die Fläche des tatsächlichen Filmmaterials, auf welches das Bild belichtet wird. Bei Videokameras ist diese Fläche durch die Größe des CCD oder CMOS vorgegeben. Und diese beiden Flächen unterscheiden sich sehr deutlich voneinander. Dazu die folgende Tabelle:

Typ Diagonale Kantenlänge
Kleinbildfilm, wie in analogen Spiegelreflexkameras 43,3 mm
36 x 24 mm
35mm Film, wie z.B. in einer ARRI Filmkamera mit 4:3 27,2 mm
22 x 16 mm
35mm Film, wie  bei 1,85:1 Wiedergabe (Hard-Matte)
23,7 mm
21 x 11 mm
Videokamera mit 1/3" CCD oder CMOS bei 4:3* 1/3" (8,4 mm)
4,4 x 3,3 mm
Videokamera mit 1/4" CCD oder CMOS bei 4:3* 1/4" (6,4 mm)
3,2 x 2,4 mm
Videokamera mit 1/6" CCD oder CMOS bei 4:3* 1/6" (4,2 mm)
2,2 x 1,65 mm
* Je nach Anzahl der Pixel und Hersteller, kann von der Fläche auch evtl. nur ein kleinerer Teil genutzt werden


Vergleich der relativen Größe im Aufnahmeformat

Hier sieht man sehr schön den großen Bruch zwischen analogen Film-Kameras und den CCD-basierten Videokameras. Auch wenn es größere Chips als 1/3" gibt, geht sogar bei einigen Modellen im professionellen Videobereich inzwischen die Tendenz dahin, die Chips zu verkleinern. Der Abbildungsmaßstab bleibt allerdings weiterhin ein Kriterium für die Schärfentiefe. Und hier gilt einfach:

Je kleiner der Abbildungsmaßstab, desto höher die Schärfentiefe.
Je größer der Abbildungsmaßstab, desto niedriger die Schärfentiefe.

Wer also eine ähnliche Schärfentiefe erreichen möchte, wie bei einer 35mm-Filmkamera, der sollte einen möglichst großen Abbildungsmaßstab, bzw. ein großes Aufnahmeformat haben. Und genau das ist im Grunde der Ansatz eines 35mm Adapters. Es geht darum, das Aufnahmeformat zu vergrößern, um damit die kleine Chipfläche der CCD zu kompensieren.

Wie vergößert man das Aufnahmeformat?
Wer schon einmal Bilder von einem 35mm-Adapter für Videokameras gesehen hat, der kommt evtl. zu dem Schluß, daß das verwendete Objektiv ausschlaggebend für den Effekt sei. Und schnell liest man dann in einem Forum den Vorschlag, daß man doch über Filtergewinde auch so ein größeres Objektiv an die Kamera bekommen kann.
Das ist völliger Humbug, denn das Objektiv hat im ersten Ansatz überhaupt nichts mit der Schärfentiefe zu tun. Selbst wenn es gelänge, ein Filmobjektiv über Adapter an eine Videokamera anzuschließen, bleibt die Chipfläche auf die das Bild projeziert wird, weiterhin sehr klein, und damit das Aufnahmeformat klein, und damit die Schärfentiefe hoch!

Der Trick in jedem 35mm-Adapter für Videokameras besteht darin, eine Projektion einer anderen Optik zu erzielen. In der Regel erfolgt diese Projektion meist auf eine Mattscheibe. Und von dieser Mattscheibe filmt die DV-Kamera dann das projezierte Bild ab. Genau hier wird das Aufnahmeformat verändert. Eine derartige Mattscheibe hat in der Praxis etwa die Abmessungen zwischen dem Film einer Spiegelreflexkamera und einer 35mm-Filmkamera. Davor sitzt eine jeweils dazu passende Optik. Das Bild dieser Projektion wird also dem entsprechen, das eine entsprechende Kamera durch ihre Optik auch auf einen Film belichten würde, da die Größe der Projektion genau diesem größeren Aufnahmeformat entspricht. Dadurch, daß aber kein Film verwendet wird, sondern anstelle des Films eine Mattscheibe, ist diese von hinten abfilmbar, und das aufgenommene Bild entspricht dem Bildeindruck einer Kamera mit deutlich größerem Aufnahmeformat! Die Videokamera muss also nur auf diese Mattscheibe scharfstellen, danach alle Automatiken abschalten, und fungiert danach im Grunde nur noch wie ein besserer Videorekorder, der das Bild der Mattscheibe aufnimmt.
Eines der wesentlichen 'Geheimnisse' eines 35mm-Adapters besteht also in der Mattscheibe, auf die das Bild projeziert wird.

Die Brennweite
Wie oben bereits erwähnt, ist auch die Brennweite ausschlaggebend für den Effekt einer geringen Schärfentiefe. Wer sich schon einmal näher mit der Fotografie im Bereich der Spiegelreflexkameras auseinandergesetzt hat, der weiß, daß bei Weitwinkelaufnahmen oftmals alles scharf ist, aber bei Teleaufnahmen von Objekten, die sich nah an der Linse befinden, der Hintergrund sehr unscharf abgebildet wird. Das ist tatsächlich ein Fakt und kann gleich in zwei Sätze formuliert werden.

Je kleiner die Brennweite, desto höher die Schärfentiefe.
Je größer die Brennweite, desto niedriger die Schärfentiefe.

Dies kann man in 35mm-Filmen auch sehr gut beobachten. Umso mehr sich eine Einstellung einer Nahen nähert, umso unschärfer wird meist der Hintergrund (einfach mal beim Fernsehen (Kinofilme) darauf achten).
Dabei wird natürlich immer von Set-gerechten Abständen der Kamera zum Motiv ausgegangen, da diese Entfernung natürlich auch ein Rolle spielt. Wer mit einem Teleobjektiv tatsächlich Objekte in weiter Entfernung aufnehmen will, der wird bei der Scharfstellung feststellen, daß er in den Bereich kommt, in dem auf Unendlich fokussiert wird, und damit sind alle Bildinhalte schon wieder scharf. Unscharf wird der Hintergrund erst, wenn man mit großer Brennweite sehr nah an dem Objekt dran ist und dann scharf stellt. Dabei gilt es auch die Naheinstellungsgrenze zu berücksichtigen, da Objektive eine gewisse Distanz in der Nähe haben, in der sie nicht mehr scharfstellen können.
Umso näher man aber an einem Objekt dran ist, umso stärker wird der Schärfentiefeeffekt mit einem verschwommenen Hintergrund, wenn man ein Objektiv mit großer Brennweite benutzt.

Da die Brennweiten von Objektiven auch vom Aufnahmeformat abhängen (die Brennweite eines Objektives verlängert sich, wenn das Aufnahmeformat kleiner wird, wie man es z.B. von digitalen Spiegelreflexkameras kennt), ist man bei einem 35mm-Adapter oft darauf bedacht ein Objektiv-System zu wählen, welches auch dem großen Aufnahmeformat entspricht. Dabei ist es selbstverständlich möglich einen Adapter zu bauen, der das Bajonett einer 35mm-Filmkamera aufweist. Allerdings sind die Optiken für diese Kameras auch sehr teuer. Zum Ausgleich wird oft auf Bajonette zurückgegriffen, wie sie von 35mm Kleinbildkameras (Spiegelreflexkameras) verwendet werden. Deren Aufnahmeformat ist zwar größer als der 35mm-Film, aber dafür sind die Optiken oftmals deutlich günstiger als die für den 35mm-Film.



Vergleich der Brennweite bei verschiedenen Aufnahmeformaten
Projektion auf die o.g. Aufnahmeformate

Hier in der Abbildung sieht man deutlich, daß bei gleicher Optik, diese bei Kleinbildfilm einer Nahen entspricht, und bei einem 1/3" CCD schon einem Close-Up.
Und tatsächlich bieten daher die meisten 35mm-Adapter ein Bajonett für Objektive von Kleinbild-Spiegelreflexkameras. Lustig ist die Tatsache, daß der Schärfentiefe-Effekt jetzt sogar größer ist als bei herkömmlichem 35mm-Film, da das Aufnahmeformat bei Spiegelreflexkameras ja größer ist. Aber das scheint ein Effekt zu sein den man gerne in Kauf nimmt, wenn man die Kosten gegeneinander abwägt :-)

Die Blende (und die Schärfe!)
Neben den beiden besprochenen Faktoren ist auch die Blende für die Schärfentiefe verantwortlich. Nehmen wir eine beliebigen Adapter, der gerade ein 85mm Objektiv für Spiegelreflexkameras draufsitzen hat. Ist die Blende ganz weit auf (bei einem guten Objektiv z.B. bei 1,2-2,0), dann wirkt der Schärfentiefeneffekt am stärksten. Das bedeutet, dass der scharfgestellte Bereich ganz scharf ist, und der Hintergrund (oder Vordergund) des Objektes ganz unscharf wird. Schließt man nun die Blende, dann wird der Hintergrund zunehmend schärfer.
Dieser Effekt führt in einschlägigen Diskussionen oft zu der Aussage ' Bei Verwendung eines 35mm-Adapters immer mit voll offener Blende arbeiten!'.
Das führt natürlich zu niedrigstmöglicher Schärfentiefe! Der Effekt, den wir ja gerade erzielen wollen. Nehmen wir also mal wieder diese Sätze auf:

Je kleiner die Blende, desto höher die Schärfentiefe.
Je größer die Blende, desto niedriger die Schärfentiefe.

Wobei hier 'groß' eine große Öffnung meint (z.B. 2.0), und 'klein' eine kleine Öffnung (z.B. 16.0). Natürlich stimmt dieser Satz. Ein 35mm-Adapter kostet ja auch immer Licht, und schreit daher nach großer Blendenöffnung. Daher auch die o.g. Forderung nach großer Blende ('Blende immer voll auf!').
Aber wir bewegen uns jetzt leider im Bereich der optischen Paradoxie eines 35mm-Adapters. Denn ein weiterer Fakt bei Objektiven ist die Tatsache, dass ein abgebildetes Objekt umso schärfer wird, umso kleiner die Blende ist!
Bei vielen Konstrukteuren von Eigenbauten hört man nach Tests ihres Adapters oftmals die Klage, dass die Schärfentiefe zwar gewünscht gering ist, aber das Bild insgesamt zu verwaschen und unscharf erscheint.
Objektive sind bauartbedingt meistens am unschärfsten, wenn die Blende gering ist (z.B. 2,0). Die beste Schärfe erreichen sie meisten bei geschlossener , oder wenigstens mittel geschlossener Blende (z.B. um die 4.0 - 8.0 herum).
Da ein 35mm-Adapter Licht schluckt, will man gerne eine möglichst offene Blende haben, andererseits wird das gesamte Bild dadurch unschärfer.
In der Praxis bietet es sich daher an, dass verwendete Objektiv evtl. auf einen Wert um die 4,0 herum, oder sogar etwas höher abzublenden. Das Bild wird dadurch schärfer. Allerdings kann es dann erforderlich sein, das Bild besser und stärker auszuleuchten, um noch die Details mitzufilmen, die gewünscht sind.
Das Paradox zwischen Schärfe und Lichtstärke zwischen verschiedenen Blendenöffnungen kann also im Endeffekt nur über die Beleuchtung der Szenen gelöst werden. Und das kann aufwändig sein.
Wer also mit seinem Selbstbau nur unscharfe Bilder bekommt, sollte einmal versuchen, am vorgesetzten Objektiv abzublenden (falls dies mit der jeweiligen Konstruktion überhaupt möglich ist).

Schärfentiefe ohne Adapter
Wie ganz oben schon kurz erwähnt, ist ein 35mm-Adapter nicht zwingend erforderlich um den Bildeindruck von geringer Schärfentiefe auch mit einer kostengünstigen DV-Kamera zu erzielen. Wir wissen ja bereits, dass auch Blende und Brennweite Faktoren sind, mit denen sich im Bedarfsfall eine geringe Schärfentiefe erzielen lässt. Und diese beiden Parameter sind oft auch mit einer normalen DV-Kamera zu beeinflussen. Es ist dazu erforderlich, mit dem Tele auf die größte optische Zoom-Stufe zu gehen, und dann so nah wie möglich an das scharf zu stellende Objekt heranzugehen, wie es bei Betrachtung des Bildausschnitts und der Naheinstellungsgrenze des Objektivs möglich ist. Die Blende der Kamera sollte möglichst offen sein. Der Hintergrund sollte dabei möglichst weit entfernt sein. So aufgenommen wird der Hintergrund oft schon so hinreichend unscharf, dass es dem hier gewünschten Effekt der geringen Schärfentiefe entspricht.

Wird so gefilmt, befindet sich das Objekt allerdings in beträchtlicher Entfernung von der Videokamera. Diese Variante funktioniert meist nur, wenn man sehr viel Platz (z.B. bei Außenaufnahmen auf einem Feld) zur Verfügung hat. O-Ton aus dem Kamera-Mikrofon ist in dieser Variante nahezu ausgeschlossen. In Innenräumen ist es fast ausgeschlossen diese Aufstellung mit den entsprechenden Kamera-Einstellungen zu verwenden. Damit wird dann dem Kameramann leider die Entscheidung aus der Hand genommen, wann er diesen Effekt eigentlich einsetzen will, im Gegensatz zum 35mm-Adapter.
Möglich ist es, aber leider nur selten praktikabel.
Der Fairness halber muss man aber erwähnen, daß bei großen CCD's oder CMOS, so ab 1/3", unter günstigen Umständen die Abstände zum Objekt noch praktikabel sind, und die gewünschte geringe Schärfentiefe erzeugt werden kann. Die Frage des Abbildungsmasstabs bleibt also weiterhin zentral für das Thema :-)

Fazit
Es können hier die drei Sätze zur Schärfentiefe eigentlich gandenlos genannt werden:

Je kleiner der Abbildungsmaßstab, desto höher die Schärfentiefe.
Je größer der Abbildungsmaßstab, desto niedriger die Schärfentiefe.

Je kleiner die Brennweite, desto höher die Schärfentiefe.
Je größer die Brennweite, desto niedriger die Schärfentiefe.

Je kleiner die Blende, desto höher die Schärfentiefe.
Je größer die Blende, desto niedriger die Schärfentiefe.

Dem ersten Satz ist bei Verwendung einer Videokamera mit kleinem CCD oder CMOS eigentlich nur mit einem 35mm-Adapter beizukommen, da er den Abbildungsmaßstab effektiv verändert.
Die Brennweite ist bei jedem Adapter immer frei wählbar und sollte der Situation sowie der Einstellung und Perspektive angepasst sein.
Die Blende sollte weit auf sein, um Lichtverluste und damit geringe Detailzeichnungen zu vermeiden. Andererseits sollte die Blende geschlossen werden um mehr Schärfe ins Bild zu bekommen (z.B. wichtig bei den HDV-Kameras). Die Blende ist also stets ein Kompromiss zwischen Schärfe und Helligkeit des Bildes!

Weiterführende Informationen:
z.B. Wikipedia:
- Schärfentiefe
- CCD
- 35mm -Film


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