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Allgemeines - Statische Mattscheiben
Die einfachste Konstruktion eines 35mm-Adapters besteht darin, einfach durch den Sucher einer Spiegelreflexkamera zu filmen. Dort ist bereits eine Mattscheibe vorhanden, und das Bild ist korrekt dargestellt. Nachteilig ist aber, dass die Standardmattscheiben im Sucher meist mit Fokussierhilfen oder Schnittbildindikatoren ausgestattet sind. Bei einigen Spiegelreflexkameras können die Mattscheiben aber auch ausgetauscht werden. Die eigene Konstruktion eines 35mm-Adapters ist in der Regel mit einer statischen Mattscheibe am einfachsten. Dann jedoch hat man das stehende Korn der jeweiligen Mattscheibe stets im Bild. Hier kann es dann nur das Ziel sein, eine Feinkörnigkeit zu erreichen, bei der dieses Korn nicht mehr auffällt. Glasmattscheiben Mattscheiben aus Glas sind eigentlich der klassische Typ. Man kann sie fertig beziehen, z.B. als Austauschmattscheiben von Kameraherstellern wie Nikon, als Mattscheiben für Grossformatkameras von Linhof und ähnlichen Herstellern. Glasmattscheiben lassen sich auch beim Glaser bestellen oder selbst herstellen. Früher wurden Mattscheiben vor allem geätzt (im englischen heisst es daher z.B. auch 'etched glas'). Als Ätzmittel kommt dabei eine Ätzpaste zum Einsatz, die auf Fluss-Säure aufbaut. Fluss-Säure ist allerdings sehr gefährlich und kann Verätzungen bis auf die Knochen verursachen, weshalb der Verkauf in Deutschland an Privatpersonen mittlerweile verboten ist. Unter dem Namen Satinato ist jedoch z.B. auch bereits industriell geätztes Floatglas erhältlich. Die Oberfläche bleibt dabei recht fein und glatt, und lässt sich so gut reinigen. Ungefährlicher ist der Anschliff der Glasplatten. Gute Ergebnisse lassen sich mit einem feinen Schleifpulver erzielen, z.B. Diamantpulver oder Siliziumkarbid in 1200er Körnung. Dafür braucht man dann meist zwei Glasplatten. Eine als Werkzeug, und eine als fertige Mattscheibe. Das Pulver wird dann zwischen beide Scheiben gegeben und mit kreisenden Bewegungen wird der Schleifprozess durchgeführt. Durch feines Sandstrahlen lässt sich ebenfalls eine entsprechende Mattheit erzeugen. Verschiedene Dienstleister bieten auch das Sandstrahlen von Glas an. Beim Sandstrahlen und Schleifen wird die Oberfläche des Glases allerdings rauh und ist daher manchmal schwieriger zu reinigen, da sich Schmutz leichter festsetzen kann. Umso feiner der Schliff, umso ausgeprägter ist nachher übrigens leider die Vignettierung. Von den gerade genannten Glasmattscheiben ist mir eigentlich nur der Einsatz von geschliffenem Glas in Adaptern bekannt. Die anderen Themen sind nach meinem Wissen nur theoretisch behandelt und nicht in der Praxis erprobt. Kunststoff Mattscheiben In der Praxis gibt es z.B. für Großformatkameras auch Kunstoffmattscheiben. Als Vorteil wird dort die Unzerbrechlichkeit gesehen. Nachteilig an Kunststoffmattscheiben ist die Tatsache, dass diese wesentlich empfindlicher gegen unbeabsichtigtes Zerkratzen sind als Glassmattscheiben. In Selbstbauadaptern kommen Kunststoffmattscheiben hauptsächlich bei der Nutzung eines CD-Dummys für rotierende Mattscheiben zur Anwendung (siehe auch bewegte Mattscheibe). Um diese zu mattieren, können im wesentlichen ähnliche Bearbeitungsschritte wie für Glasmattscheiben angewendet werden. Paraffin Mattscheiben Eine zeitlang sehr beliebt waren bei Adapter-Selbstbauern Paraffin Mattscheiben wie der Glassscreen. Es handelt sich dabei um zwei völlig klare und plane Glasscheiben, die aneinandergelegt in ein Tauchbad aus flüssigem Paraffin eingelegt werden. Durch die Kapilarwirkung zieht das Paraffin zwischen die Scheiben und setzt sich in den Kapillaren des Glases ab. Anschließend werden die Kanten der Scheiben verklebt. Diese Paraffin Mattscheiben weisen eigentlich kein Korn auf. Auf Demovideos ist aber gelegentlich auch eine gewisse Körnigkeit zu erkennen. Ausserdem haben diese Mattscheiben teilweise kaum einen Hotspot, woran das auch immer liegen mag. Es gibt aber auch Meldungen von Nutzern, die einen deutlichen Hotspot ausmachen können. Die Gesamtkonstruktion eines Adapters spielt dabei sicherlich eine Rolle. Ursprünglich wurden diese Scheiben in der Größe 21x21 cm angefertigt, um über diese Mattscheibe Super8 Filme zu projezieren und auf Video abfilmen zu können. Als BossScreen wurden aber auch Varianten verkauft, die als Ersatz für die reguläre Mattscheibe in Fachkameras und Mittelformatkameras eingesetzt wurden. In Deutschland ist vor allem der Glasscreen erhältlich, und mir ist da auch nur ein Anbieter bekannt. Die Kosten liegen bei etwa 39,- Euro. Sondergrößen sind kein Problem, da jeder einzelne Glasscreen, egal für welchen Verwendungszweck, in Holland in Handarbeit hergestellt wird. Die Größen für 35mm-Konstrukteure stehen bei der Herstellungsfirma jedoch auf der Prioritätenliste nicht ganz oben. Lieferzeiten zwischen 2-6 Monaten wären hier nicht unüblich. Ausserdem ist die Langlebigkeit der Glasscreens noch nicht richtig getestet. Auf Flohmärkten wurden schon fleckige Glasscreen angeboten. Möglicherweise kann das Paraffin seine Struktur ändern, wenn z.B. bei einer Einstellung sehr lange statisch auf eine sehr helle Lichtquelle gehalten wird. Der Vertrieb des BossScreen weist unter anderem auch darauf hin, daß ein hoher Anpressdruck (also zu festes Anschrauben des Bosscreen) zum Lösen der Paraffinschicht führen kann, und damit zu einer Blasenbildung führt, die das Bild natürlich ungünstig beeinträchtigt. Lichtwellenfaser Mattscheiben Der letzte Schrei sind im Jahr 2006 die Lichtwellenfaserplatten gewesen. Dabei handelt es sich um Bündel von Glasfasern, die zusammen mit Schwarzglas verbacken werden. Das Schwarzglas isoliert die Glasfasern voneinander, wodurch diese sich nicht durch Streulicht beeinflussen können. So ein 'Glasfaserbrot' wird dann in Scheiben geschnitten und poliert. Eine einzelne Faser ist dabei deutlich kleiner als das resultierende Pixel in HDV. Laut dem Test von Wolfgang Winne hat bei einer 35mm breiten Mattscheibe ein HDV-Pixel eine Kantenlänge von etwa 0,024 mm. Die Glasfaser in der Platte ist aber lediglich 0,007 mm breit. Dadurch müsste praktisch eine kornlose Darstellung möglich sein. Ausserdem schluckt die Lichtwellenfaserplatte sehr wenig Licht (10-15% sind angegeben) und ist damit sehr hell. Ironischerweise kommt die Lichtwellenfaserplatte aus dem Bereich der Astronomie-Bastelei in die Kinderstube der 35mm-Adapter-Bastler. Sie wird meines Wissens bisher einzig und allein in einem Onlineshop eines Astronomie Versandes für 15,- und 25,-Euro angeboten. Es handelt sich dabei angeblich um Ausschußware, die einige Schwarzpixel aufweisen kann. Möglicherweise ist es jedoch auch normale Ware, bei der so ein Schwarzpixel z.B. in einem Sucher nicht auffällt. Das Format liegt bei 30x30mm oder 36x39mm und das Ding ist achteckig. In der größeren Version lässt sich ein 36x24 mm Bereich ausschneiden. Ironisch daran ist das eigentliche Qualitätssiegel dieser Platten. Dieses stammt nämlich aus dem Filmbereich. Die Firma ARRI verwendet angeblich diese Lichtleiterfaserplatten als Mattscheibe für die Sucher ihrer professionellen Filmkameras. Und das sollte eigentlich eine ordentliche Qualität versprechen. Und damit gibt es dann praktisch noch einen Anbieter, da ARRI sogar Online einen Groundglass Composer bereitstellt, in dem man sich seine individuelle Mattscheibe zusammenstellen und bestellen kann. Die Preise kenne ich nicht, aber auch sie dürften das ARRI-Gütesiegel tragen :-). Beim Googeln findet man in der Tat auch zwei Hersteller für diese Platten, die diese für ARRI möglicherweise herstellen. Bisher kenne ich aber keine Anfragen an diese Firmen. Ausserdem hat die Firma Schott mal derartiges produziert. Ob sie das noch machen, entzieht sich ebenfalls meiner Kenntniss. Nachteilig bei den guten Eigenschaften der Lichtleiterfaserplatte ist natürlich wieder die starke Vignettierung, die man sich offenbar immer bei kleinen Korngrößen erkauft. Weiterführende Informationen: - Schleifpulver .z.B. bei eBay, Suchbegriff Schleifpulver - Video-Optik.de, Anbieter des Glasscreen - Astroselbstbau.de, Anbieter der Lichtleiterfaserplatte - ARRI Ground Glass Composer |